„Status Update aus London“
08.07.2021 – Zurück in London. Zeit für ein Status Update. Vor 5 Wochen wurde ich an meinem Knie operiert, nachdem die konservative Therapie der Monate davor nicht zu 100% angeschlagen hatte. Hier muss ich aber etwas ausholen und euch etwas in die Vergangenheit mitnehmen.
Genau an meinem 30. Geburtstag gab es doppelt schlechte Nachrichten. Wir haben einen Corona-Fall bei Arsenal gehabt und die halbe Mannschaft musste in „self-isolation“. Aber noch viel schlimmer: die MRT-Diagnose meines Knies zeigte Verschlechterungen und erforderte eine Zwangspause von 8 Wochen. Ein Schlag ins Gesicht. Erst danach durfte ich wieder mit meiner Reha starten. Diverse Therapiemethoden wurden gewählt, brachten mich aber nicht schmerzfrei auf den Platz zurück. Eine herausfordernde Zeit für mich: körperlich, aber vor allem mental. Der 4-monatige Lockdown hat meine persönliche Situation natürlich nicht gemildert. Als es für die Mädels Ende Mai in die Sommerpause beziehungsweise in die Olympiavorbereitungen ging, ging es für mich unter das Messer – mal wieder. Seitdem geht es bergauf. Die Reha habe ich in London begonnen, konnte sie in Österreich fortsetzen und werde sie hier in London zu Ende bringen. Ich konnte die Zeit in Österreich gleichzeitig nutzen, um Energie zu tanken und mit Familie und Freunde Zeit zu verbringen. Dieser Tapetenwechsel war unheimlich wichtig. Raus aus der gewohnten Umgebung und den täglichen Abläufen.

Und eines kann ich euch sagen: ich bin froh, wenn ich bald nicht mehr meinen Rehaplan, diverse Arztzimmer und nur das Gym sehen muss. Zeiten in der Reha erfordern oftmals mehr Zeit als im Trainingsbetrieb. Extra Schichten, extra Therapiemaßnahmen, extra Pflege. Sie erfordern aber nicht nur sehr viel Arbeit und Disziplin, sondern vor allem sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen. Das schreibt sich leichter, als es in Wirklichkeit umzusetzen ist. Die vielen Rückschläge, die ich in den letzten Monaten einstecken musste, haben mich teilweise wirklich zum Verzweifeln gebracht. Es gab Tage, an denen ich am Sofa gesessen bin und einfach nur weinen musste. Ungewissheit, Verzweiflung, Wut, Ratlosigkeit. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass ich diese Emotionen zulassen muss und dass es okay ist, nicht okay zu sein. Dass diese Phasen nicht nur Teil meines Jobs, sondern auch Teil des Lebens sind.

Jetzt, 5 Wochen nach der Operation, ist die Hoffnung, der Glaube und vor allem die Motivation wieder unglaublich groß, gesund und fit zu werden und schließlich zur Mannschaft zurückzukehren. Es steht eine unglaublich spannende und intensive Saison bevor: Champions League, Womens Super League, 2 FA Cups, Continental Cup sowie die Europameisterschaft in England mit der Nationalmannschaft.
Zudem gab es einen Wechsel im Traineramt. Mit Jonas Eidevall haben wir einen neuen schwedischen Trainer bekommen. Es wird spannend seine Philosophie, Kultur und sein Fußballverständnis kennenzulernen.
Bis dahin werde ich aber meine ganze Energie meiner Rehabilitation widmen und ganz nach dem Motto „slow and steady wins the race” die kleinen Fortschritte wertschätzen und mich auf jeden einzelnen Tag konzentrieren. Aktuell befinde ich mich noch im Kraftaufbau, werde aber demnächst mit dem Lauftraining beginnen. Einen konkreten Zeitplan für mein Comeback gibt es allerdings noch nicht.
